08.07.2021 20:23

Hoffnung und Zweifel für die Zukunft

Ich hoffe auch, dass sich die Lage nun weiter entspannt. Ich kann nur hoffen, dass sowohl Impfung als auch durchgemachte Erkrankung auch gegen Delta helfen (was ja offenbar noch unklar ist) und im Herbst, wenn's normalerweise "wieder los geht", die Herdenimmunität so weit ist, dass es nicht mehr dramatisch wird und man damit leben kann.
Das ist ja genau der Punkt. Ab wann kann man als Gesellschaft mit einer Krankheit leben, sie nicht ständig thematisieren und damit Angst aufrecht halten, sie quasi "laufen lassen" mit dem Wissen, ja, dass es Todesfälle geben wird, aber dennoch ein normales Leben führen, ohne ständige Angst, Misstrauen und Schuldzuweisungen (s.a. Menschen als Gesundheitsrisiko).
Schließlich wussten wir alle auch bei der Grippe, dass es ständig Mutationen gibt, dass Menschen daran tw. schwer erkranken, dass es Todesfälle gibt, dass Leben und Begegnung im Grunde Risiko bedeuten, aber wir haben uns nicht verrückt machen lassen und normal gelebt.
Ein paar Zweifel habe ich, dass diese Normalität wieder einkehrt. Ich befürchte, dass diese Schuldfrage bleiben wird: Wenn Du krank wirst, steckst Du jemanden an, und dann stirbt jemand, und Du bist daran schuld...

Diese Logik kann biologisch, epidemiologisch nachvollziehbar und durchaus korrekt sein. Aber diese Denkweise halte ich psychologisch, gesellschaftlich und zwischenmenschlich für extrem heikel. Biologische Realität wird zur Schuldfrage. Vielleicht ist genau das der Knackpunkt gerade. Corona und der Umgang damit führt uns unsere tiefsitzenden Ängste vor unserer "Biologie" und unserer Sterblichkeit vor Augen. Wir wollen aber Kontrolle und Sicherheit.
Ich vermute, dass solche tief liegenden Ängste in den Diskussionen eine große Rolle spielen und daher vielleicht auch diese Spaltung und ablehnenden Haltungen herrühren...